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1982: Kindertreff Tscharni






(Interview:Thomas Eberhard.
Aufgezeichnet im Januar 2023)

Zu fünft gründeten wir
einen Verein

Im Berner Westen, im Tscharni, gab es anfangs der 80-er Jahre nur das Gemeinschaftszentrum Tscharni. Die Jugendlichen standen dort oft draussen, tranken und rauchten. Manchmal gab es auch ein bisschen Lärm, das ist ja klar. Weil sich Anwohner daran störten, initiierten wir den Jugendtreff «Martello». Der lief gut an. Aber die Jugendlichen wollten da natürlich keine kleineren Kinder haben.

Also fanden eine Quartierbewohnerin und ich, jetzt müssen wir halt noch einen Kindertreff machen. Zu fünft gründeten wir einen Verein, kauften einen alten Wohnwagen und stellten diesen auf den Spielplatz, vis-à-vis vom Tierpärkli. Die Stadt bewilligte eine 50%-Stelle und los ging’s. Es gab ja bereits den Längmuur und den Chinderchübu und den Behörden war klar, dass das wichtig ist.
Mit dem Wohnwagen waren wir ab November 1982 im Quartier und konnten während der kalten Wintermonate etwa 4 Quadratmeter bieten, wo man sich aufwärmen und zu viert ein Eile mit Weile spielen konnte. Sonst wurde draussen gespielt.

Auch dank der Mithilfe von Quartierbewohner*innen wurde der Wohnwagen ein wichtiger Treffpunkt für die Kinder. Schon immer war er ja zu klein, und schliesslich baute die Stadt den heutigen Kindertreff beim Kindergarten. Jugendamt und Gemeinderat waren überzeugt, dass es gut geführte Treffs braucht für alle diese Kinder in den Quartieren. Natürlich, man musste verhandeln. Wichtig war, dass ich als Pfarrer die Kirche als Institution im Rücken hatte. Und so hatten wir mit den Quartierbewohner*innen auch Gewicht bei der Stadt.

Ich bin überzeugt, dass Kinder- und Jugendtreffs die Welt besser machen. Und wenn man sie streicht, wird das Quartier schlechter. Dort, wo nicht-kommerzielle Gemeinschaftseinrichtungen fehlen, nimmt schlussendlich die Gewalt zu.

Jacob Schädelin. Mitgründer Kindertreff Tscharni.
Jacob Schädelin war Pfarrer in Bethlehem, heute ist er im Ruhestand.


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